über TONART

1991 wurde die musikalische Interessengemeinschaft TONART BERLIN von Lars Stroschen (Propeller Island), Jörg Thomasius und Conrad Schnitzler gegründet.

Sinn und Zweck dieser Einrichtung ist die Veröffentlichung neuer Kompositionen, die mit allen Arten von elektronischen, elektroakustischen und computergesteuerten Instrumenten bzw. studiotechnischen Mitteln erstellt werden können (womit auch erklärt wäre, warum es sich bei TONART nicht um eine Live-Formation handelt).

'Neu' bedeutet in diesem Zusammenhang, daß es in erster Linie um die Erforschung des musikalischen Grenzbereiches geht, der sich durch die fortlaufende technische Entwicklung auf diesem Gebiet eröffnet hat. Aufgrund dieser Zielsetzung mögen viele der TONART Werke für den ungeübten Hörer sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig erscheinen, können aber nach einiger Zeit des Einhörens mit Sicherheit zur Erweiterung des musikalischen Aufnahmevermögens und des akustischen Erlebens beitragen. So ist jede Komposition auch für die Ausübenden eine Art Schule, und die Stücke sind wie Seiten aus einem Tagebuch.

Die Frage ist: was ist mit der heutigen Technologie machbar ? Um bei so unzähligen Möglichkeiten nicht den Faden zu verlieren, überlegen sich die Komponisten vor jeder neuen Produktion eine Aufgabenstellung und legen bestimmte Rahmenbedingungen fest, wobei es nicht um unüberlegte Effekthascherei, sondern um das Ausloten neuer Kompositionstechniken mit dem Ziel des konzentrierten Einsatzes der Technologie nach ästhetisch - musikalischen Gesichtspunkten geht. Zum Auslauf des 20ten Jahrhunderts muß der Schwerpunkt demnach auch eher im Geräuschhaften und 'Künstlichen' gesucht werden, als im Harmonisch-Rhythmischen, da diese Zusammenhänge schon in den letzten Epochen der Musikgeschichte eingehend untersucht worden sind.

TONART will deutliche Akzente setzen gegen die permanente musikalische Umweltverschmutzung und Berieselung. Den Ohren anspruchsvollerer Hörer wollen sie zeitgemäße Erlebnisse anbieten, die es nicht nötig haben, ihre Qualität durch intellektuell-akademische Augenwischerei aufzupolieren, sondern tatsächlich durch Einfallsreichtum zu überzeugen verstehen.

Alle beteiligten Komponisten sind Herausgeber und dadurch sowohl kreativ als auch finanziell für die Veröffentlichungen verantwortlich. Nur so ist ein kompromißloses Ergebnis möglich, angefangen bei den musikalischen Einfällen, der Freiheit vom Zielgruppendenken, über die hohe 'handwerkliche' (d.h. aufnahmetechnische) Qualität, bis hin zur Covergestaltung.

TONART ist eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, zu der andere Komponisten dazukommen können und sollen. Da Conrad Schnitzler wegen persönlicher Differenzen nach Veröffentlichung der ersten beiden CDs ausgeschieden ist und es sich in Berlin als schwierig erwiesen hat, geeignete kooperative Klangkünstler mit gleicher Zielsetzung zu finden - zu viele verwechseln Akonie mit Lärm! -, ist TONART inzwischen von seiner regionalen Gruppierung abgerückt und wird von nun an auch mit auswärtig ansässigen Künstlern zusammenarbeiten. So ist 1994 der in Salzburg lebende Komponist André Ruschkowski dazugestoßen, mit dem 1995 bereits die zweite gemeinsame CD erschienen ist.

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